Ich war verletzt. Nicht nur das – auch irgendwie wütend.

Eine liebe Freundin hat eine Whatsapp-Gruppe, in der sie inspirierende Posts teilt. Ab und zu postete ich dort auch und an jenem Tag hatte ich Lust, etwas Lustiges zu posten – ich hatte ihn selbst gerade erhalten. In diesem Post nahm man die Männer etwas auf die Schippe – nichts Böses, aber irgendwie eben schräg. Die Antwort meiner Freundin kam prompt und deutlich: sie würde solche Beiträge nicht gut heißen, das würde der Idee, dem Niveau der Gruppe nicht entsprechen und bat mich, den Post wieder zu löschen. Was ich natürlich gemacht habe.

Irgendwie meldeten sich dann 2 Stimmen in mir: die eine sagte „klar, das war jetzt wirklich nicht so der Bringer“ und die andere, stärkere meinte „wenn man nicht auch mal lachen kann – muss es immer so bierernst sein?“ und dann haben meine Gefühle diesbezüglich einen kleinen Wettkampf ausgetragen. Gewonnen hat – wie sollte es anders sein – mein Ego. Das verletzte, gekränkte Ego, das sich jetzt nur noch zurückziehen wollte.

Kennst du solche Situationen auch? Wir werden von anderen Menschen irgendwie ungerecht behandelt oder empfinden es so, sind gekränkt oder fühlen uns unverstanden.

Was aber das eigentliche Problem ist: wir halten an diesen Gefühlen fest. Wir fühlen uns im Recht und wollen auf keinen Fall klein bei geben.

Der Grund, warum für viele Menschen – und da schließe ich mich mit ein – das Verzeihen lernen so schwer fällt, hängt oft damit zusammen: wir halten an unseren Gefühlen festhalten wie eine Muscheln am Meeresfelsen. Wir identifizieren uns quasi damit, sie geben uns irgendwie Halt.

Allerdings ist dieser Halt trügerisch. Denn wir kommen aus den Negativschleifen nicht mehr heraus, wenn wir an die Person denken, die uns in dieses Gefühlskarussel gebracht hat. Nein, das Meer mit seinen lebendigen Wellen des Kommens und Gehens kriegt uns nicht. Wir bleiben mit unserer Kränkung fest am Felsen hängen. Kommt dir sowas bekannt vor?

Wie kommen wir dann aus einer solchen Falle wieder heraus?

Es funktioniert, wenn wir etwas über unseren Schatten springen. Folgende 3 Schritte können dir dabei helfen, dass der Prozess dir leicht(er) fällt.

Ich hege keinen Groll. Groll ist, wenn man Gift trinkt und darauf wartet, dass der Feind davon getötet wird.

Nelson Mandela

 

Schritt 1: Du bist nicht das Opfer

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Ganz ehrlich, irgendwie fühlen wir uns doch wohl, das Opfer zu sein. Denn wir haben viele triftige Gründe, zu leiden: der andere hat sich nicht korrekt mir gegenüber verhalten, er hat mich verletzt, er hat herablassend mit mir gesprochen.

Und wenn du solche Situationen in deinem Umfeld erzählst – das Erzählen verstärkt die negativen Gefühle übrigens noch – dann bekommst du einfach ganz viel Verständnis. Jeder, der die Situation neutral betrachtet, würde dir beipflichten. Und so du darfst dann noch mal in dein Schmerzbad eintauchen. Und du bekommst dafür auch meist noch Verständnis und mitfühlende Worte.

Das tut eine Zeit lang gut, aber wirklich weiterhelfen tut dir das nicht.

Sorry, das klingt jetzt wirklich hart, aber wenn wir ehrlich mit uns sind, ist es doch genau das, oder? In meinem Beispiel habe ich zwar nicht mit anderen darüber gesprochen, aber mich immer wieder als Opfer gesehen, dass schlecht behandelt wurde.

Um die Perspektive zu ändern und in die Vergebung zu kommen, hätte ich ein anderes Mindset einnehmen können. Ein Mindset, in dem ich erkenne, dass ich an der Situation mitbeteiligt bin. Das ist der erste Schritt des „Verzeihen lernens“.

Vergebung heißt sicher nicht, von seinem Opfer-thron aus den anderen zu vergeben, als ob man ihm eine Absolution erteilt. Vergeben heißt, sich auf Augenhöhe zu begegnen und zu erkennen, dass wir selbst IMMER an einer solchen Situation beteiligt sind. Denn wenn es nicht offensichtlich ist, ist es ein Muster in dir, das dir nur noch nicht bewusst geworden ist.

Mein Tipp, welchen Satz du dir in einer solchen Situation immer wieder sagen kannst: „Ich bin nicht das Opfer, ich habe mich getäuscht. Ich dachte, du wärst alleine schuld, aber ich erkenne, dass ich beteiligt bin. Auf eine Art, die mir noch nicht ganz bewusst ist.“

Das kann unglaublich befreiend sein, wenn du dich darauf einlässt.

Schritt 2: Wohin soll deine Energie fließen?

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Wenn wir Menschen nicht verzeihen können, dann ist das in etwa so, als wenn deine Energie ständig in die Vergangenheit fließt. Es zieht dir ständig Energie ab, wann immer du dich gedanklich oder gefühlsmäßig mit der Situation beschäftigst.

Vielleicht kennst du das ja auch? Du denkst an eine Situation in der Vergangenheit und sofort steigt die dazugehörige Emotion dazu auf – das kann Wut sein oder Groll, vielleicht auch Ohnmacht. Es genügt ein Gedanke und dein Körper reagiert sofort darauf. Wenn wir solche Situationen immer wieder hochkommen lassen, entsteht so etwas, was der Leibarzt des Dalai Lama, Dr Yeshi Dhonden, als „energetische Schnüre“ bezeichnet hat. Solche Schnüre, sind Verbindungen zu anderen Menschen, die dir nicht gut tun. Deshalb bist du eigentlich der Leidtragende, wenn du noch den Groll auf eine andere Person in deinem Leben in dir trägst.

Eine Klientin von mir hatte ein solches Thema mit ihrem Vater. Das Verhältnis war nie gut gewesen, sie hatte aber insbesondere ein Streitgespräch mit ihm in Erinnerung, das sie sehr verletzt hatte. Nun war ein neues Treffen geplant und sie wollte „neutral“ in diese Situation gehen.

Ich teste dann im Energiefeld der Klientin, die mir genau aufzeigt, wo das Problem liegt. So konnten wir zwei eingeschlossene Emotionen testen und auflösen, aber dann gab es noch das Thema der „energetischen Schnur“. Ihr System zeigte mir an, dass es eine Verbindung zwischen den beiden gab, wo jeder dem anderen Energie abzog. Wir haben das dann aufgelöst und durch eine „Herz-zu-Herz“ Verbindung ersetzt, was nichts anderes ist, als eine Energie des Verzeihens. Sie hat sich sofort freier gefühlt und das Treffen mit ihrem Vater ist dann in Folge ungewöhnlich friedlich und harmonisch verlaufen.

Wenn du also deine Energie für die Gegenwart, deine Zukunft und vor allem deine Gesundheit nutzen möchtest, dann macht es Sinn, die „schweren“ Energien loszulassen. Denn meist schadet man sich damit nur selbst, die andere Person nimmt wahrscheinlich gar nicht wahr, dass du dich schlecht fühlst. Oder beide fühlen sich schlecht und ziehen sich schmollend in die Ecke zurück – auch das sind Situationen, die wir alle aus unserem Alltag kennen.

 

Schritt 3: Treffe eine bewusste Entscheidung des Verzeihens

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Wenn dir in deinem Leben Situationen widerfahren sind, in denen du verletzt wurdest, hast du immer die Wahl:

  • Entweder du sagst ganz bewusst, ich kann nicht verzeihen
  • Oder du willst an der Situation etwas ändern

Im ersten Fall beschließt du einfach, weiter zu leiden. Das kannst und darfst du. Vielleicht brauchst du noch etwas Zeit, auch das ist ok. Aber irgendwann hast du vielleicht das Bedürfnis, an der Situation etwas zu verändern und dein Leben in andere Bahnen zu lenken.

Vielleicht hilft es dir, dir vorzustellen, dass alles, was sich in deinem Leben zeigt, etwas mit dir zu tun hat.

Das ist das Spiegelgesetz: „Was mich trifft, betrifft mich!“

Das gilt besonders für Dinge, auf die du stark reagierst. Es muss irgendetwas in dir geben, irgendeinen Triggerpunkt, den du bei dir noch nicht gelöst hast, sonst würde er nicht immer wieder anspringen.

Daran erkennst du auch, dass du mit einer Situation, die dir „widerfahren“ ist, etwas zu tun haben MUSST; auch wenn wir das nicht sofort in unserem Bewusstsein zulassen. Wenn du beispielsweise immer wieder auf Menschen triffst, die wütend sind und dich diese Wut spüren lassen, dann kann es sein, dass du in dir eine Art „unterdrückte“ Wut trägst. Auch dazu fällt mir der Fall einer Kundin ein, die mit den Wutanfällen ihres Kindes zu kämpfen hatte: wir fanden heraus, dass die Tochter so stark reagierte, weil sie in sich noch eine Wut abgespeichert hatte, die ihr sensibles Kind wahrnahm. Als wir diese Wut endlich bei ihr auflösten, waren auch die Wutanfälle ihres Kindes vorbei.

Was du fühlen kannst, kannst du auch heilen.

Louise Hay

 

Hooponopono

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Wenn man über das Thema Verzeihen spricht, kommt man an Hooponopono nicht vorbei. Es ist die Geschichte von Dr.Hew Len, einem Arzt auf Hawaii, der eine komplette Krankenstation krimineller geisteskranker Patienten geheilt hatte – ohne auch nur einen von ihnen jemals gesehen zu haben. Es hieß, er würde die Akte eines jeden Insassen studieren und dann in sich selbst schauen, wie er die Krankheit dieser Person erschuf.

Dieser Arzt hat also Patienten geheilt, indem er an sich SELBST gearbeitet hat. Und während er an sich selbst arbeitete, begann bei den Patienten die Heilung. Das ist ziemlich radikal, denn es bedeutet, dass Streit, Missgunst etc. nicht wirklich existiert, sondern eine Projektion unseres Inneren ist. Und indem du dich heilst, heilst du auch die Situation, in der du dich befindest.

Dr Hew Len hat einfach immer wieder vier magische Sätze gesagt, mit denen du in Konflikten Wunder bewirken kannst. Sie lauten:

  • Es tut mir leid …(du darfst ergänzen: ich dachte du bist alleine Schuld an der Situation)
  • Bitte verzeih mir (denn wenn ich dir verzeihe, verzeihe ich auch mir selbst)
  • Ich liebe dich (denn ich liebe mich in dir)
  • Danke…..(dass du in meinem Leben bist, damit ich wachsen darf)

Um auf die Situation vom Anfang zurückzukommen: ja, ich habe meine Situation geheilt. Es hat mich aber definitiv Zeit gekostet, ich hätte es abkürzen können. Wenn ich heute daran zurückdenke, kommt es mir so unbedeutend vor. Wie konnte ich mich innerlich von einer Freundin distanzieren aufgrund einer solchen Lapalie?

Aber man lernt nie aus. Das macht unser Menschsein aus. Und auch ich darf immer noch wachsen 🙂

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