Neulich habe ein sehr interessantes Interview auf Youtube gesehen. Markus Schmelzer hat Susanne Hühn über ihr neues Buch „Der Imago-Prozess“ interviewt. Ich konnte mir unter dem Begriff nichts Richtiges vorstellen, aber als ich hörte, dass es um Veränderungsprozesse ging, wurde ich neugierig. Frau Hühn sprach von dem bekannten Prozess, den eine Raupe durchläuft, bevor sie zu Schmetterling wird. Ein Bild, das ja oft im Bereich von Evolution und Veränderungsprozessen genutzt wird. Faszinierend fand ich aber die Erklärungen, die sie über den Prozess fand: die Raupe hat es gar nicht so einfach wie wir immer denken. Auch die Raupe versinkt im Chaos ihres eigenen Cocons und dennoch wird sie zum Schmetterling. In diesem Prozess spielen die sogenannten Imago-Zellen eine große Rolle.

Könnte dieser Prozess nicht auch stellvertretend für uns Menschen stehen?

Könnten wir von der Natur lernen, dass es bestimmte Abläufe gibt, die ihre Zeit brauchen und nicht im Außen beschleunigt werden können?

Das Leben ist Veränderung

Das wissen wir alle. Doch manchmal hängen wir in Situationen fest, fühlen uns unsicher, allein gelassen, würden am liebsten alles hinwerfen und haben unsere inneren Kritiker, die uns ermahnen, doch nicht die Konfortzone zu verlassen.

Wenn wir aber verstehen würden, dass wir bei Veränderungen einen präzisen Prozess durchlaufen, wäre das nicht äußerst beruhigend? Wir wüssten genau, wo wir in unserem eigenen Veränderungsprozess stehen und könnten Krisensituationen viel gelassener annehmen.

„Hab keine Angst. Veränderung ist so eine wunderbare Sache“, sagte der Schmetterling.

Sabrina Newby

Stadium 1 Was ist denn mit mir los?

Sehen wir uns zunächst einmal an, was in der Raupe passiert: es  entstehen irgendwann einmal sogenannte Imago-Zellen, die noch keine Schmetterlingszellen sind, aber irgendwie doch anders sind als die Raupe. Die Immunabwehr der Raupe merkt das und beginnt diese zu fressen. Gleichzeitig beginnt die Raupe sich schon zu verpuppen. Im Cocon , im ersten Stadium des künftigen Schmetterlings läuft also erst mal alles aus dem Ruder. Da entsteht etwas Neues, das weiß die Raupe aber nicht, das weiß auch die Immunabwehr nicht,  und deshalb wird das Neue bekämpft.

Wie könnte das bei uns Menschen aussehen? Vielleicht äußert sich dieses Stadium bei dir in zunehmender Unzufriedenheit, in dem, was du tust. Alles wird dir zu viel. Irgendetwas ist komisch, anders, aber du kannst nicht sagen was. Du fühlst dich erschöpft, hast nur noch Lust, dich zurückzuziehen, vielleicht wirst du auch krank.

Wenn ich so auf „mein“ Stadium 1 zurückblicke, dann wird mir dieser Prozess nun völlig klar. Ich war zu dem Zeitpunkt noch in der Personalbeschaffung tätig. Aber irgendetwas erfüllte mich nicht mehr in dieser Arbeit und ich suchte nach Veränderung. Die Arbeit ging mir gut von der Hand, aber innerlich fühlte ich mich leer.

Sylvie Bueb

Stadium 2 Deine Veränderung ist bereits im vollen Gange aber du bist dir darüber nicht bewusst

Die Imago-Zellen geben nicht auf und bilden nun Kluster, sogenannte Zellhaufen aus Imago-Zellen. Die Immunabwehr sagt immer noch: das bin ich nicht und frisst diese weiter auf. Dier Raupe hat hier immer noch keine Ahnung, dass da etwas mit ihr passiert. Gleichzeitig beginnen bestimmte Enzyme, die Raupe aufzulösen. Das heißt, dass bei der Raupe  „stirbt“ das Alte bereits, das Neue ist aber noch nicht sichtbar. Wenn ich mich nur eine Minute in den Cocon der Raupe hineinversetze, kann ich mir vorstellen, dass sich der werdende Schmetterling in diesem Stadium sicher sehr einsam fühlt.

Du bist nun vielleicht im Stadium der Krise. Nichts geht mehr oder zumindest so, wie du dir das bisher vorgestellt hast. Du bekommst einerseits immer mehr Impulse zu einem Thema, zu dem es dich hinzieht, aber du bringst es noch nicht zusammen. Auch hast du kein Bewusstsein dafür, dass das Leben dir bereits entgegenkommt. Wenn du jetzt in der Krise steckst und noch nicht weißt, wohin die Reise geht, dann ist das völlig normal. Du kannst es noch nicht sehen.

Ich habe mich in dieser Zeit, ich war noch angestellt, für das Stressmanagement, die Heart Math Methode interessiert. Ich durfte viel lernen und es auch an andere weitergeben. Es war eine spannende Zeit, aber gleichzeitig wollte mein Arbeitgeber mir eben nicht den Freiraum lassen, den ich brauchte: ich sollte ja in meinem bisherigen Business noch weiter Umsatz bringen. In dieser Zeit wurde ich krank. Ich hatte ziemlich starke Rückenschmerzen, bei jeder Kleinigkeit kamen mir die Tränen, ich war an Wasser gebaut.

Ich wusste in dieser Zeit wirklich nicht, was mit mir passiert. Ich fühlte mich nur völlig „in der Luft hängend“. Heute weiß ich, dass das zum Prozess dazugehört und das normal ist – aber damals erlebte ich es als eine anstrengende, schwere Zeit

Sylvie Bueb

Stadium 3 Deine Vision nimmt Form an

Imago-Zellen geben nicht auf. Jetzt bilden sich zusätzlich zu den Klustern, Imago-Fäden, das heißt, die Zellhaufen wissen nun plötzlich voneinander. Jetzt erst bekämpft das Immunsystem der Raupe die Imago-Zellen nicht mehr, erst jetzt wird das Neue auch als solches erkannt. Im Cocon der Raupe kommt es nun zur Differenzierung der einzelnen Zellen: die Imagos werden zu Schmetterlingszellen. Einige zu Flügeln, die anderen zu Fühlern, wieder andere werden den Körper des künftigen Schmetterlings bilden.

Du bekommst jetzt  „Aha“-Erlebnisse, vielleicht sogar eine Vision. So wie der Schmetterling auch schon die herrlich duftenden Sommerwiesen vor sich sieht, über die er gleitet, hast du vielleicht schon einen Traum, den du gerne realisieren möchtest. Es geschieht noch in „dir“, du bist nun in der Idee der Hingabe, dass es etwas Größeres gibt, für das du geschaffen bist. Eine Botschaft vielleicht, die du in die Welt bringen willst. Jetzt darfst du deinem inneren Wissen vertrauen. Wenn du in diesem Stadium zu schnell Ziele steckst, schränkst du dich ein. Denke groß, aber bleibe flexibel.

Diese Zeit kann sehr anstrengend sein. Man hat ja im Alltagsleben nicht nur seine Vision, sondern noch viele andere Baustellen und Verantwortlichkeiten zu erledigen. Mein Aha-Erlebnis war in dieser Zeit, dass ich meinen Job gekündigt hatte. Mir bot sich eine gute finanzielle Kompensation, mich von meinem derzeitigen Arbeitgeber zu trennen und ich habe sie ergriffen. Ich wagte endlich den Schritt aus der Komfortzone, ohne zu wissen, wohin die Reise ging. Aber es fühlte sich gut und richtig für mich an.

Sylvie Bueb

Stadium 4 Jetzt ist es an der Zeit, dich der Welt zu zeigen

Nun ist der Schmetterling geschlüpft und hat seine alte Haut abgestreift. Die Bruchstelle, also da, wo er schlüpfen sollte, war von Anfang an im Prozess bereits vorgesehen – ein Wunder der Natur. Nun ist der noch junge Schmetterling 1-2 Stunden sehr verletzlich. Die Flügel sind noch nicht trocken, er kann noch nicht fliegen. Er hängt quasi an diesem Ast und weiß nicht, wer er ist. Der schützende Cocon ist nun weg.

Du zeigst dich jetzt der Welt. Das Leben kommt mit Möglichkeiten auf dich zu, du knüpfst nun die Energiefäden nach außen. Jemand macht einen ein Angebot, oder du lernt jemand kennen, der dich auf deinem Weg weiterbringt. Die Zeitqualität muss stimmen. Du triffst nun auf die vielen anderen Menschen um dich, die auch ihre Imago-Prozesse haben und das Universum bringt dich mit den richtigen Situationen, im richtigen Moment zusammen. Du wirst nun viel bewusster und bist dir dieser Zusammenhänge bewusst. Aber vielleicht fehlt dir noch manchmal der Mut. Vielleicht hast du noch nicht die innere Festigkeit, jetzt schon zu fliegen. Dann gib dir die Zeit, die du brauchst. Nur du alleine kannst durch diesen Prozess gehen. So wie keiner der Raupe beim Schlüpfen helfen kann und auch soll (es würde ihren Tod bedeuten!) gehst auch du durch deinen ganz persönlichen Selbstentfaltungsprozess.

Ich lernte in dieser Zeit Martina Baehr kennen und wir gründeten gemeinsam die Gelassenheitsformel. Auch ging ich meiner Arbeit als Heilpraktikerin nach, quasi beide Wege gleichzeitig. Mit Martina wandten wir uns mit unserem Thema an die Unternehmen, schrieben Blogartikel und hielten Vorträge. Und ja, in der ersten Zeit waren zumindest bei mir die Flügel noch nicht ganz trocken. Ich war noch unsicher, ging aber den Weg immer weiter – eine sehr spannende Zeit, die ich nicht missen möchte.

Sylvie Bueb

Stadium 5 Du musst nicht perfekt sein

Der Schmetterling weiß gar nicht, dass er fliegen kann, aber er tut es jetzt einfach. Wahrscheinlich ist er bei seinen ersten Flügen noch unsicher, weiß noch nicht wie er sich Nahrung verschaffen soll. Aber die Natur hat ja schon alles vorgesehen und ihn mit allen Werkzeugen ausgestattet, die er braucht, um in seiner neuen Wirklichkeit zu überleben.

Die Botschaft an dich ist hier: du musst nicht perfekt sein, zeige dich trotzdem. Viele Menschen denken, sie müssen noch diese oder jene Ausbildung, ein weiteres Seminar oder sonstige Kurse besuchen. Traue dich auch, auch wenn es noch nicht perfekt ist. Der Rest reift, während du es tust.

Ich hatte an diesem Punkt sicher viel noch viel zu knacken. Mir fehlte zu Beginn der nötige Mut, mich wirklich zu zeigen. Ich habe auch nochmal eine Sonderrunde gedreht, bin nochmal durch einige Stadien im Schnelldurchlauf gegangen, um mir nun endgültig meines „Schmetterlingsweges“ sicher zu sein. Und dieser ist ist nun der Arbeit als Therapeutin wesentlich näher als die des Business- Coaches. Ich braucht die Zeit, um mir dessen bewusst zu werden. Es war keine „vergeudete“ Zeit, ich bin meiner Berufung nur ein weiteres Stück entgegengekommen.

Sylvie Bueb

Wenn ich mir also nochmals den Veränderungsprozess der Raupe betrachte und es mit meinem eigenen Leben vergleiche, sehe ich unglaublich viele Parallelen. Es ist beruhigend zu wissen, dass der persönlichen Veränderung bestimmte Prozesse zugrunde liegen. Es ist außerdem sehr hilfreich, sich selbst zu fragen, wo man genau steht auf dieser Reise, dieser Reise zu sich selbst.

Du kannst also nichts falsch machen. Veränderung ist vielschichtig. Ängste und Chaos gehören zum Prozess. Wenn man dieses Chaos auch aushalten kann, dann wirst auch du eines Tages der Schmetterling werden der über blühende Wiesen fliegt und diese Realität wird noch schöner sein, als du es dir jemals hättest erträumen können.

Veränderung heißt auch immer wieder Altes Loslassen – möchtest du wissen, wie das geht?

Dann hol dir meine kostenfreien Emotions-Tipps – damit du die Veränderung in Leichtigkeit durchlebst 🙂

 

Folgst du deiner Berufung, so schleift dich dein Weg als wärest du ein Diamant.

Susanne Hühn