Mein Sohn ist 15. Und wie so viele Kinder in diesem Alter: voll in der Pubertät.

Wenn ich bei meinen unzähligen Autofahrten zu Sport, Karate oder Partys einfach mal Radio hören will, dann ist Fehlanzeige. Nach gefühlten 2 Minuten Autofahrt wird schon auf Bluetooth und Handymusik umgestellt. Mit meinen französischen Chansons oder sogar modern Marc Foster bin ich eine „Oldie“ und da meine Musik im besten Fall gelangweiltes Gähnen verursacht, schalte ich dann auf Rappmusik um, auch wenn sich mir dabei manchmal die Nackenhaare sträuben.

Haben Sie schon mal was von „Green“, „Riv“, „Jamule“ oder „Apache“ gehört ? Leider gehört das nicht zu meinem gängigen musikalischen Repertoire, aber so komme ich eben notgedrungen in den Genuss des aktuellen Jargons der Musik, den die Jugend in dem Alter gerade hört. O-Ton Apache: „Sonnenbrille an, fahr‘ durch meine Stadt, Ich geb‘ keinen Fick, zweihundert km/h, Für alles, was ich sag‘, alles, was ich mach‘, Kann ich später mal nicht bar bezahlen.“

Auch wenn die Musik nach meinem Geschmack manchmal einen guten „Groove“ hat, dreht sich der Text der Lieder doch immer um folgende Themen: schicke Autos, Show Bizz (die coolen, beschäftigten Sänger), Kohle und Hasch. Puuh…..da fehlt mir einfach der Tiefgang, ist das wirklich der Mind-Set unserer pubertierenden Jugendlichen?

Wenn ich es mir so recht überlege, ist es eigentlich ein Spiegel unserer Zeit: unseres materialistischen Weltbildes. Spirituelle Gedanken? Hilfe bei der Entwicklung der seelischen Aspekte des jungen Erwachsenen? Wie altbacken.

Vielleicht gehörst du ja auch zu den Müttern und Vätern, die ihrem Kind ein paar nützliche Anregungen auf spirituellen Tiefgang geben möchten? Darum soll es in meinem Blogartikel gehen – so als Vorgeschmack eines Familienprogramms in der vorweihnachtlichen Zeit.

Was passiert eigentlich in der Pubertät aus seelisch-geistiger Sicht?

Folgende Erkenntnisse stammen von der wunderbaren Penny McLean, die in ihrem Buch „Alles neu in 7 Jahren – das Geheimnis der Lebensrhythmen“ die Lebensabschnitte aus der Sicht der Anthroposophie beleuchtet. Es geht bei unseren pubertierenden Jugendlichen um das dritte Jahrsiebt, also von vierzehn bis einundzwanzig.

Was passiert in dieser Zeit?

Die physische Entwicklung des Körpers ist noch nicht ganz abgeschlossen – das ist erst mit dem vollendeten 21.Lebensjahr der Fall – und der Seelenkörper passt sich an den physischen Körper an. Diese wachsenden seelischen Kräfte drängen nach außen nun nach außen und wollen „gehört“ werden. Deshalb die in dieser Zeit vorprogrammierten Konflikte zwischen Eltern und Kindern. Jede Mutter, jeder Vater erlebt diese Phase bei den Kindern als anstrengend.

Es ist in dieser Zeit sehr wichtig, dass die Jugendlichen eine geistige Beschäftigung haben. Nicht ohne Grund fällt in diese Zeit die schulische Reife oder berufliche Ausbildungen.

In diesem Lebensabschnitt stellt sich das erste Mal die Frage unseres „Seins“, unserer Ziele und Fähigkeiten im Leben. Nur wenigen jungen Menschen ist das in dieser Zeit auch bewusst, da ihnen hierfür oft noch die nötige Reife fehlt. Wenn Sie heute über 45 Jahre alt sind, sehen sie nochmal zurück auf ihren damaligen Lebensabschnitt. Wodurch waren ihre Entscheidungen geprägt? Richtig: die Empfehlungen der Eltern.

So war es auch bei mir erst mal nahelegend, dass ich mich erst mal der Betriebswirtschaft zugewandt hatte, da mein Vater Steuerberater war und mir einen „Job in der Wirtschaft“ ans Herz legte.

Wie Sie ja sehen, mache ich heute beruflich etwas ganz anderes.

Und wenn ich heute gefragt werde, wie ich meine damalige schulische Laufbahn und Studienorientierung bewerte, ob es damals genau das war, was meinem Wesen und meiner Bestimmung entsprach, dann müsste ich das verneinen. Vielleicht blickst du ja auch beim Lesen dieser Zeilen betreffen zu Boden und wirst dir bewusst, dass du bis jetzt an deiner Bestimmung vorbeigegangen bist.

Es ist keine leichte Zeit für unsere Kinder. Aber eines steht nach Penny Mc Lean wohl fest: das Schlimmste, was Jugendlichen passieren kann, ist Untätigkeit. Die Seelenkräfte wollen verwendet sein und drängen nach außen. Werden sie das nicht, wenden sie sich nach innen und bewirken im Seelenkörper das, womit wir als Eltern ganz und gar nicht zu tun haben wollen: Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Spielsucht und Selbstzerstörungsprogramme wie Bulimie oder Magersucht oder bis zur Erschöpfung betriebene Sportarten.

Was können wir als Eltern also tun?

Begleiten, zuhören, präsent und wachsam sein.

Und vielleicht mehr an sich arbeiten, um selbst als Eltern in einer guten Energie zu bleiben. Die Empfehlungen, die ich dir auf den Weg gebe, sollen keine Ermahnungen sein, sondern freundliche Denkanstöße: denn auch wir Eltern machen Fehler. Und leider gibt es bisher noch keine Kurse über Elternschulung 😊

1.Lehre ihm das Vertrauen in sich selbst

Der Einfachheit halber werde ich nun von einem Jungen sprechen, wobei dabei klar sein sollte, dass du natürlich auch deine Tochter in diese Überlegungen einbeziehen solltest.

Leider werden in unseren Schulen solche Kurse nicht gelehrt: wie man in Verbindung mit seinem Inneren, seiner Intuition kommt. Unsere Kinder sitzen oft in Schulen, die emotional kalt sind, wo der Schüler „funktionieren“ soll nach den Vorgaben, nach dem Lehrplan. Oft können auch die Lehrer nicht aus diesem Korsett aussteigen, weil sie selbst unter Druck stehen, die Vorgaben des Bildungssystem zu erfüllen.

Das liegt an unserem materialistischen Weltbild, das eben nur das physisch greifbare als das allein gültige Postulat definiert und seelisch-geistige Prozesse außen vorlässt. Das ist Privatsache und ein jeder Jugendliche muss sehen, wie er da durchkommt.

Also sind wir als Eltern hier gefragt, Puffer zu sein. Emotionale Seelenpflaster, wenn aufgrund einer schlechten Note das Selbstbewusstsein in den Keller absinkt.

Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln ist schwierig, wenn man auch selbst dabei ist, sich zu finden, seinen weiteren Weg herauszufinden.

Wie kann also ein Kind Vertrauen in sich selbst entwickeln?

Wieder ins Fühlen kommen, ist essentiell wichtig. Wie kann das ein Jugendlicher erreichen? Durch wertschätzende soziale Kontakte. Das können die Freunde sein, es kann aber auch eine Tätigkeit in einer gemeinnützigen Organisation oder einem Verein sein.

In die Natur gehen. Unsere Kinder sitzen in beheizten Räumen, hängen vor ihren Smartphones oder Tabletts und nehmen gar nicht mehr die Schönheit der Natur wahr, die sie umgibt. Die Natur hat keinen Mentalkörper, deshalb spüren wir bei einem Waldspaziergang beispielsweise, wie wir endlich innerlich loslassen können und in die Entspannung gehen.

Die eigenen Emotionen annehmen, nicht wegdrücken. In meiner Arbeit sehe ich immer wieder, wozu es führt, wenn wir unsere Emotionen unterdrücken: sie melden sich Jahre später in Form von Ängsten, schwierigen Beziehungen und gesundheitlichen Problemen. Da gibt es ganz einfache Übungen, die du selbst und auch dein Sohn oder Tochter machen kann. Eine Übung werde ich dir am Ende des Artikels vorstellen.

2. Zur Freiheit gehört Irrtum, insbesondere in der Pubertät 

Das ist eher ein Appell an dich als an dein pubertierendes Kind: denn oft sind wir es ja, die scheinbar „wissen“, was die richtige Entscheidung ist.

Wissen wir eigentlich, was gut für unser Kind ist? Oder sind es unsere eigenen Lebenserfahrungen, die wir auf sie projizieren? Glauben wir, dass nur eine bestimmte Schule genau das Richtige für unser Kind ist? Oder diese oder jene Ausbildung, die später die besten Jobchancen bietet?

Sicher sind wir zur Stelle, um Unterstützung zu geben und zu beraten. Wir können von unseren Erfahrungen sprechen, aber entscheiden sollten unsere Kinder.

Mein Sohn beispielsweise hatte Probleme in der Schule, als wir vor 3 Jahren von Frankreich nach Deutschland umgezogen sind. Er musste die 7.Klasse Gymnasium wiederholen und in der 8: Klasse sah es zum Halbjahr nicht gut aus.

Also wurde ich zu einem Lehrergespräch gebeten, in dem mir klar suggeriert wurde, dass mein Sohn auf der Realschule besser aufgehoben wäre. Natürlich konnte ich die Argumente der Lehrer nachvollziehen. Mir aber war wichtig zu wissen, was mein Sohn wolle. Und er sagte mir: ich will unbedingt auf der Schule bleiben.

Wir hatten viele interne, konfliktgeladene Familiengespräche aufgrund dieser Situation. Aber etwas in meinem Inneren sagte mir: Vertraue ihm.  Wenn es nicht klappen sollte, finden wir eine Lösung.

Ehrlich gesagt, war das nicht einfach für mich. Aber ich konnte es loslassen und stellte mich gegen die Empfehlungen des Lehrerkollegiums hinter meinen Sohn.

Das Ergebnis: er schaffte die 8.Klasse. Knapp, aber er schaffte es.

Und es hat ihm definitiv mehr Selbstbewusstsein gegeben: er konnte auf sich stolz sein. Er hat seine Freiheit genutzt. Und ich bin davon überzeugt, dass gerade WEIL ich innerlich losgelassen hatte, sich bei ihm ein neue Energie auftat, die ihm letztendlich zu Gute kam.

3. Ermutige ihn, in der Pubertät sein Original zu leben

Die dritte Anregung, die ich dir auf den Weg geben will, ist für mich essentiell, damit dein Kind später ein glückliches, erfülltes Leben führen kann.

Wir lernen früh, uns anzupassen, uns in ein System einzuordnen. Es macht ja auch durchaus Sinn, Regeln für eine soziales Gemeinschaft aufzustellen, wenn diese nicht rigide sind, sondern sich auch weiterentwickeln dürfen.

Leider erleben wir in unserem Umfeld genau das Gegenteil: wir tun Dinge, die wir, wenn wir unser eigenes Wertesystem ansehen, nie tun würden. Wir treffen Entscheidungen aus einem Kompromiss heraus, nicht weil wir zu 100% dahinterstehen. Mach doch bitte sofort für dich den Test: Bist du glücklich mit der Arbeit, die du machst?

Wenn du das bejahen kannst, dann beglückwünsche ich dich. Vielen Menschen geht es aber genau anders. Sie tun eine Arbeit, weil sie die finanzielle Absicherung brauchen, nicht weil sie etwas tun, was ihnen Spaß und Erfüllung bringt.

Dein Kind hat bestimmte Gaben in diese Welt mitgebracht, die gelebt werden wollen. Deshalb kann es von Vorteil sein, seine Potentiale zu kennen: ja schon und insbesondere bei unseren Kindern!

Potentiale sind Anlagen in unserem Seelenkörper, die, wie eingangs gesagt, gelebt werden möchten. Nur fragt keiner im gängigen Schulsystem nach diesen Potentialen. Das müssen die Jugendlichen schon selbst herausfinden.

Wenn ich gefragt werde, kann ich mich mit der Akasha Chronik des Klienten verbinden und diese Fragen nach dem seelischen Potential stellen. Ich bekomme dann meist Bilder, die ich dem Klienten übermittle. Sehr oft sagen sie mir dann, dass sie an dieses oder jenes Thema schon gedacht haben, es aber noch nie als Option in Erwägung gezogen hätten.

Aber auch ohne medialen Kontakt kannst du einen einfachen Hinweis finden, welche Talente und Fähigkeiten in deinem Kind schlummern: die Tätigkeiten, die ihm Freude machen, zu denen er sich hingezogen fühlt, sind ein gutes Indiz. Ermutige ihn, mehr von dem zu tun, was ihm wirklich Freude macht und reduziere die Tätigkeiten aus der „MUST-DO“ Liste.

Das Fazit lautet also: Bleib als Vater oder Mutter gelassen, aber sei präsent, um dein Kind in dieser schwierigen Lebensphase zu unterstützen.

Eine wunderbare Übung möchte ich dir noch zum Abschluss ans Herz legen: Sie stammt aus meinem Stressmanagement-Training, das ich auch mit Führungskräften im Unternehmen durchgeführt habe. Sie ist ganz einfach und nennt sich „Neutral-Übung.“ Die Effekte spürst du nach wenigen Minuten. Nur eins kann ich dir nicht abnehmen: DU solltest sie machen!

  1. Nimm dir ein paar Minuten Zeit, ziehe dich an einen ruhigen Ort zurück. Wenn du möchtest, kannst du die Augen schließen.
  2. Herzfokus: Richte deine ganze Aufmerksamkeit auf das Gebiet rund um dein Herz
  3. Stelle dir vor, dass du über dein Herz ein- und wieder ausatmest. Du lässt den Atem fließen, in einem ganz natürlichen Rhythmus.

Mach die Übung mindestens 3 Minuten und öffne deine Augen langsam wieder. Du kannst mit etwas Übung die Augen auch geöffnet lassen und diese Atmung in Momenten machen, in denen du nichts zu tun hast (Warten an der Kasse, Stau im Auto…..).

Dein Herzrhythmus wird durch diese kurze Übung kohärenter und dein Kopf wird frei.

Neutral-Übung, Heart Math